- thrakische Kunst
- thrakische Kunst,die Kunst der Thraker im östlichen Balkanraum (v. a. Nordbulgarien), die hauptsächlich aus Grab- und Schatzfunden bekannt ist. Schon der bronzezeitliche Fund von Waltschitran bei Plewen (Objekte des 13.-12. Jahrhunderts v. Chr., Museum Sofia) enthält Meisterwerke thrakischer Goldschmiedekunst (Gefäße und Deckel mit Silberinkrustation) in einfachen, klaren Formen, mykenischen Arbeiten nahe stehend. Die eisenzeitliche thrakische Gesellschaft entwickelte eine luxuriöse Hofkunst (6.-3. Jahrhundert v. Chr.), wobei unter Aufnahme unterschiedlicher Anregungen (griechische, achaimenidische, skythische Elemente) eine eigene Bildsprache entstand, die v. a. auf Prunkgefäßen aus Silber (zum Teil vergoldet) belegt ist (Schatzfunde von Letniza, Borowo im Gebiet Rasgrad, Wraza, Panagjurischte, Rogosen u. a.). Rhyta, tiefere und flache Schalen (Phialen genannt), Becher und Kannen sind undekoriert oder in Treibarbeit teils ornamental, teils mit Tierszenen (oft Raubtiere mit Beute als Symbol der Macht und Stärke) verziert. Häufig finden sich Mischwesen, oft geflügelte Tiere (Flügelpferd, Sphinx, Greif, Chimäre), auch Reiterfiguren (Jagdszenen sowie männliche und weibliche Gottheiten). Zeugen thrakischer Baukunst sind Tumulusgräber in Bulgarien (Ausgrabungen u. a. in Duwanli bei Panagjurischte, Mesek, Kasanlak, Sweschtari im Gebiet Rasgrad) und Rumänien (Agighiol). Die Wandmalereien in den Grabkammern von Kasanlak und Sweschtari verwenden hellenistische Elemente, verändern den Gesamteindruck jedoch im Sinne von Statik, Reihung und hierarch. Ordnung; dargestellt werden (wohl als zeremonielle Selbstdarstellung der reichen Adelsschicht) Repräsentationsszenen. Die Gräber (meist Vorkammer und eigentliche Grabkammer) sind nicht axial angelegt, die Eingänge sind versetzt, die Ecken stoßen nicht ganz rechtwinklig aufeinander. Für die über einer älteren Siedlung Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. erbaute Stadt Seuthopolis (heute vom Stausee bei Kasanlak überflutet) wurde dagegen das rechtwinklige hippodamische System benutzt; Stadt und (gesondert) Palastareal waren befestigt.Goldschätze der Thraker, bearb. v. I. Venedikov, Ausst.-Kat. (Wien 1975);Gold der Thraker. Archäolog. Schätze aus Bulgarien, Ausst.-Kat. (1980);Der thrak. Silberschatz aus Rogosen, Bulgarien, bearb. v. A. Fol, Ausst.-Kat. (1988);U. Peter: Die Münzen der thrak. Dynasten (5.-3. Jh. v. Chr.) (1997).
Universal-Lexikon. 2012.